Wenn der Schutzmann jammert

Schutzmann

In NRW kam es 2010 in nur 0,1 Prozent der Einsätze zu physischer Gewalt gegen Polizisten. Es ist also nicht die Gewalt, die den Polizisten Schwierigkeiten bereitet, sondern die aggressive Kommunikation der Bevölkerung, mit der es Polizei zu tun hat. 

 

Insubordination!



Die Gewaltwahrnehmung und -sensibilität ist, erstens, also gestiegen, nicht die Gewalt selbst.

Als Gewalt wird, zweitens, heute schon empfunden, was früher noch keine Gewalt war. Die Beleidigung, die Nichtbefolgung von Anweisungen, das freche Lachen, das Hinspucken, das Weggehen, das Anschreien, Mobbing, Stalking – all diese neuen Tatbestände führen auch zu einer inflationären Nutzung des Gewaltbegriffs. Andererseits gehört die »Ohrfeige an Vaters Statt«, die pädagogische Tracht Prügel, die früher nicht nur von vielen Polizisten als selbstverständliches Züchtigungsmittel angesehen wurde, heute nicht mehr zum Inventar, weil sie reale Gewalt bedeutet.

Drittens: Gewalt ist ein Verdichtungssymbol. Viele Ärgernisse und Belästigungen, vom Hundekot über Fahrradfahrer, laute Kinder, Bettler, Fremde bis zur Angst vor dem Verlust sozialer Sicherheiten verdichten sich zum Begriff der Gewalt, die sich darin scheinbar auch überall zeigt.

schutzmann Der Veränderungsprozess der Polizeiarbeit hat nicht alle Polizisten mitgenommen, viele Praktiker (und ihre Berufsvertreter) verklären noch das nostalgische Stadium, in dem angeblich »das Wort des Schutzmanns noch etwas gegolten hat«. Doch diese Zeiten sind vorbei, eine andere Gesellschaft ist nicht in Sicht. Es ist dringend nötig, Polizei neu zu denken. Und zwar radikal.