Julian Nida-Rümelin

 

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Interwiev in H2 mp3

Zitate:

 

Es gibt nur zwei in sich stimmige Strategien zur Überwindung der aktuellen Krise: Die Rückkehr zu
nationalen Währungen in der EU insgesamt, die jedes einzelne Land den unberechenbaren Schwankungen
hoch spekulativer Devisenmärkte aussetzen würde, oder aber die institutionelle Absicherung
einer gemeinsamen Fiskal-, Wirtschafts- und Sozialpolitik im Euroraum mit dem weitergehenden
Ziel, die verlorene Handlungsfähigkeit der Politik gegenüber den Imperativen des Marktes auf transnationaler
Ebene wiederzugewinnen. Aus einer über die aktuelle Krise hinausgreifenden Perspektive
hängt daran auch das Versprechen eines „sozialen Europas“. Denn nur für ein politisch geeintes
Kerneuropa besteht die Aussicht, den inzwischen fortgeschrittenen Prozess der Umwandlung der
sozialstaatlichen Bürgerdemokratie in eine marktkonforme Fassadendemokratie umkehren zu können.
Schon wegen der Verknüpfung mit dieser ausgreifenden Perspektive verdient die zweite Option
den Vorzug vor der ersten.


JÜRGEN HABERMAS
JULIAN NIDA-RÜMELIN
PETER BOFINGER


 

Je mehr Akademiker, desto besser?
Die Frage: „Wie hoch ist der Akademikerbedarf in Deutschland in den nächsten fünf bis zehn
Jahren?“ scheint eine einfache, quantitative Antwort zu verlangen. Nach der OECD-Studie
„Bildung auf einen Blick 2012“ konnte die Anzahl der Personen, die ein Studium im Hochschul-
bzw. im Tertiärbereich beginnen, in Deutschland seit Mitte der 90er Jahre signifikant
gesteigert werden. Den Schätzungen zufolge werden voraussichtlich 42% der jungen Menschen
in Deutschland im Verlauf ihres Lebens einen Hochschulabschluss erlangen, während
dies 1995 nur bei 26% der jungen Menschen der Fall war. Der OECD-Durchschnitt konnte im
gleichen Zeitraum jedoch ähnlich gesteigert werden, so dass Deutschland immer noch weit
hinter diesem zurückliegt. In der Studie wird auf die Gefahr hingewiesen, dass der Abstand
nicht noch weiter wachsen sollte, sondern vielmehr Anstrengungen unternommen werden
sollten die Quote in Deutschland deutlich zu erhöhen. Als Zielwert wird zumindest der
OECD-Durchschnittswert von 62% genannt. Man muss kein großes mathematisches Verständnis
haben, um daraus abzuleiten, dass dies einer Steigerung der Quote von Hochschulabsolventen/-
innen von nahezu 50% bedeutet.2 Gibt es in Deutschland wirklich einen Bedarf,
die Anzahl der Akademiker in einem solchen Ausmaß zu steigern?
Tatsächlich ist diese Frage weit komplexer als sie scheint.

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Warum zähle ich in Deutschland nur etwas, wenn ich studiert habe?
So ist es ja nicht: Tatsächlich verdienen ausgebildete Techniker in Deutschland im Durchschnitt mehr als zum Beispiel Hochschuldozenten in den Geistes- und Kulturwissenschaften. In Deutschland war es bis heute eben keineswegs ausgemacht, dass man nur über ein wissenschaftliches Studium einen attraktiven Beruf ergreifen und anständig verdienen kann. Wir müssen aufpassen, dass wir eine unglückliche Propaganda, die es über viele Jahre in der Tat gegeben hat, nicht mit der Berufsrealität verwechseln. Meine Botschaft ist, dass es schlicht unzutreffend ist, man müsse studieren, um etwas zu sein. Wir haben, anders als in den meisten Ländern der Welt und speziell in den USA, attraktive Wege in attraktive Berufe mit guten Zukunftsperspektiven – auch ohne Studium.

Zunächst muss die Propagandamaschine, wonach möglichst viele studieren sollten, gestoppt werden. Sie hat, wenn auch mit einer gewaltigen Verzögerung, unterdessen allzu viele, die für ein Studium nicht geeignet sind, dazu veranlasst, ein Hochschulstudium zu beginnen, wie die deutlich angestiegenen Abbrecherquoten trotz Absenkung der Qualifikationsanforderungen infolge von Bologna zeigen.

Während in Deutschland das duale System von manchen Bildungs-„Experten“ schon als Auslaufmodell angesehen wurde, erfreut es sich unterdessen großer internationaler Aufmerksamkeit und zunehmend auch der Nachahmung. Dies hängt vor allem auch damit
zusammen, dass entgegen aller Prognosen gerade diejenigen Länder über eine niedrige Jugendarbeitslosigkeit und ein
hohes Bruttoinlandsprodukt pro Kopf verfügen, die eine niedrige Akademikerquote aufweisen und alternative Wege in den Beruf wie das duale System und die vollausbildenden Berufsschulen anbieten.

weitere Links:

http://www.julian.nida-ruemelin.de/
http://de.wikipedia.org/wiki/Julian_Nida-R%C3%BCmelin