"Première maîtresse"

Madame_de_Trierweiler

Was ist los mit den Franzosen? Ihre Sprache halten sie noch einigermaßen von Anglizismen frei. Frankreich ist schließlich nicht Amerika! Bisher wurde noch jedem Oberhaupt Frankreichs selbstverständlich gewährt : augenzwinkerndes Stillschweigen in allen Fragen staatsmännischer Konkubinenwirtschaft. Noch Hollandes Parteifreund Dominique Strauss-Kahn fühlte sich in den heimischen Jagdgebieten vollkommen sicher, erst in den USA kollidierten die altfranzösische Libertinage und der Puritanismus der Neuen Welt auf eine für den damaligen Direktor des Internationalen Währungsfonds unvorhersehbare Weise.

Vielleicht sollte Daniela Schadt das Buch (Merci pour ce moment "Danke für diese Zeit") mal lesen.

Das libertäre Sexualleben der mächtigen Männer findet in Frankreich traditionell vor aller Augen statt – Ludwig XV. musste sich bei seinen galanten Ausflügen in die petits appartements oder in den Parc-aux-Cerfs nicht verstecken –, taugte aber bestenfalls als Erzählstoff für den Beichtstuhl. Die Ehe mit ihren gesellschaftlichen und sozialen Verbindlichkeiten ist Sache der Öffentlichkeit. Sex ist Privatsache. Und beides – so realistisch ist man in Frankreich seit Jahrhunderten – lässt sich auf Dauer schlecht miteinander vereinbaren. Im vornehmen 16. Arrondissement folgt der Wohnungsgrundriss dieser aus dem Absolutismus stammenden französischen Lebensweisheit bis heute: Madame und Monsieur haben in den weitläufigen Appartements der Pariser Oberschicht seit Generationen getrennte Schlafgemächer. Der Seitensprung des Hausherrn, seltener auch der Hausherrin, war als unausrottbare menschliche Schwäche anerkannt und das eheliche Ergebnis desselben gewissermaßen vorsorglich in Stein gemeißelt.

Deswegen waren die nächtlichen Fotos des französischen Staatsoberhaupts auf Freiersfüßen, die das Magazin Closer veröffentlichte, etwas ganz und gar Unfranzösisches: Sie sind die Folge der hysterischen Puritanisierung der Medien und der Gesellschaften Westeuropas nach amerikanischem Muster. Man fragt sich: Wird Hollande nun auch zum Wulff gemacht? Nur ungern erinnert man sich an das Abrechnungsbuch der letzten deutschen Präsidentengattin, das nachträglich bestätigte, wie segensreich ihr Rückzug aus dem Schloss Bellevue war. Doch das Buch der Journalistin Trierweiler hat ein anderes Gewicht als das beleidigte Gedudel aus Hannover

Und bei UNS? Mit Mutti kann dies nicht passieren, darum wählen WIR sie immer wieder.

Auch der Artikel der FAZ ist lesenswert.